Prof. Reiß studierte Wirtschaftswissenschaften und Psychologie an den Universitäten Frankfurt und Freiburg und promovierte 1978 zum Dr. rer. pol. 1985 folgte die Habilitation im Bereich der Betriebswirtschaftslehre an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Freiburg. Nach einer 2-jährigen Lehrstuhlvertretung an der Universität zu Köln erhielt er einen Ruf an die Universität Stuttgart, wo er von 1988 bis 2013 den Lehrstuhl für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Organisation innehatte.
Mit über 450 Veröffentlichungen auf den Gebieten der Organisationsgestaltung, Personalführung, Kooperationsmanagement, Planung, Controlling, Qualitätsmanagement, Change Management und Netzwerkorganisation war er bis zuletzt aktiv in der Forschung tätig. Neben der Tätigkeit als Hochschullehrer engagierte sich Prof. Reiß in verschiedenen wissenschaftlichen Gremien und Fachkreisen und war Mitglied in zahlreichen Arbeitskreisen, Projektgruppen und Review Boards, unter anderem bei der Zeitschrift Führung + Organisation (ZFO).
Wir durften Prof. Reiß als hochgeschätzten und äußerst belesenen und zuverlässigen Kollegen erleben. Sein tiefes Wissen und seine besonnene Art machten jede Begegnung mit ihm zu einer intellektuellen Bereicherung. Stets bestrebt, auch über den Tellerrand seines eigenen Fachgebietes hinauszuschauen, hat er seine Forschungsinteressen stark auf interdisziplinäre Themen gerichtet und sich damit an der Schnittstelle von Organisation mit Produktion, Informationstechnologie, Personalmanagement oder auch Komplexitätswissenschaft bewegt. Er verstand es, diese Bereiche miteinander zu verbinden und neue Perspektiven auf komplexe wirtschaftliche Herausforderungen zu entwickeln.
Sein Anspruch an sich selbst war stets hoch – er strebte nach Exzellenz in allem, was er tat. Studierende und die Kollegenschaft schätzten ihn zudem für seine präzise Denkweise, seine Leidenschaft für Innovation und die klaren, fundierten Analysen. Er forderte die Studierenden heraus und ermutigte zugleich dazu, den Blick zu weiten und interdisziplinär zu denken.
Privat pflegte er eine große Begeisterung für Antiquitäten, insbesondere für Möbelstücke, die er mit Hingabe sammelte, pflegte und restaurierte. Eine weitere Leidenschaft verband ihn mit Frankreich, besonders mit dem Südwesten, wo er gerne die Ruhe und Schönheit der Umgebung an der Atlantikküste genoss oder konzentriert an neuen Veröffentlichungen arbeitete.
Sein Tod ist ein schmerzlicher Verlust, sowohl persönlich als auch fachlich, da er nicht nur ein geschätzter Wissenschaftler, sondern auch ein verlässlicher und integrer Kollege war.